Nachhaltigkeit in der Soziokultur

Ein Beitrag von Kristina Gruber

Man darf nicht aufhören, sich die Welt vorzustellen, wie sie am vernünftigsten wäre.

Friedrich Dürrenmatt

Die Zukunft Soziokultureller Zentren und Initiativen ist ungewiss. Die Schließung vieler Zentren im Umgang mit der COVID-19-Pandemie scheint eine Notwendigkeit zu sein. Vielleicht ist sie auch eine Chance, um die Wieder- bzw. Neuausrichtung im Sinne der Transformation zur Nachhaltigkeit zu gestalten. Welche Wirkungs- und Handlungsfelder könnten dabei in den Blick genommen werden?

Mit dieser Frage beschäftigte sich das zweijährige Forschungsprojekt „JetztInZukunft. Nachhaltigkeitskultur entwickeln: Praxis und Perspektiven soziokultureller Zentren“ des Instituts für Kulturpolitik der Universität Hildesheim in Kooperation mit dem Bundesverband Soziokultur e. V., gefördert vom Fonds Nachhaltigkeitskultur des Rates für Nachhaltige Entwicklung.

Die Nachhaltigkeitskultur von soziokulturellen Einrichtungen war Untersuchungsgegenstand  des Forschungsprojektes. Im Mittelpunkt standen fünf Handlungsansätze, die mittels Workshops vor Ort, Seminaren mit Studierenden und Interviews mit Akteur*innen der Soziokultur vom Forschungsteam untersucht wurden. Ein Handlungsansatz war die Entwicklung eines branchenspezifischen Nachhaltigkeitskodexes für Soziokulturelle Zentren.

Transformation in der Soziokultur

Orientiert am Deutschen Nachhaltigkeitskodex wurden fünf Wirkungsfelder definiert und Kriterien vorgeschlagen, mit denen Soziokulturelle Zentren und Initiativen die Nachhaltigkeit ihrer Organisation betrachten können.

Eine begleitende Anwendungshilfe führt Beispiele aus Zentren auf, schlägt Maßnahmen vor und Indikatoren für die eigene Einstufung. Sie soll die Zentren systematisch an ein betriebliches Nachhaltigkeitsmanagement heranführen und kann bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung unterstützen.

Ein Nachhaltigkeitskodex unterstützt uns dabei, unsere Selbsteinschätzung zu dem Thema immer wieder zu schärfen und Schwachstellen zu identifizieren.

Stimme aus den Zentren

Transformation durch die Soziokultur

Soziokulturelle Zentren weisen betriebliche Strukturen auf, die mit Hilfe eines branchenspezifischen Nachhaltigkeitsmanagements überarbeitet werden können. Die Soziokultur ist aber auch ein Ort, der prädestiniert dafür ist, festgefahrene Strukturen und nicht-nachhaltige Muster zu überdenken und mittels partizipativen Formaten und Methoden den kulturellen Wandel hin zur Nachhaltigkeit zu beschleunigen. Dieses Potenzial ist mindestens genauso wichtig, wie die Einführung eines betrieblichen Umwelt- bzw. Nachhaltigkeitsmanagement. Das lässt sich jedoch nur schwer in Indikatoren und Kriterien zusammenfassen. Vielmehr liegen hier Werte und Haltungen zu Grunde, die einen generationsübergreifenden, gerechten Umgang mit Mensch und Natur voraussetzen.

Hier dürfen Kulturakteur*innen – und wir alle – Haltung zeigen.  
Weiterführende Informationen sind im Abschlussbericht zum Projekt und auf der Projekt-Website www.jetztinzukunft.de nachzulesen.

Ein Beitrag von
Kristina Gruber
Universität Hildesheim | Institut für Kulturpolitik
Co-Projektleiterin des Forschungsprojektes „Nachhaltigkeitskultur entwickeln: Praxis und Perspektiven soziokultureller Zentren“

Kurzbiografie

Kristina Gruber (*1985) wohnt in Kassel und ist studierte Geographin und Nachhaltigkeitsökonomin. Sie arbeitet als Wissenschaftlerin, Moderatorin, Dozentin und Projektmanagerin für eine Nachhaltige Entwicklung, insbesondere an den Schnittstellen zu Kultur, Digitalisierung & Landwirtschaft. 2020 war sie Co-Leiterin des Forschungsprojektes „Nachhaltigkeitskultur entwickeln: Praxis und Perspektiven soziokultureller Zentren“ (Jetzt in Zukunft) am Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim. Frau Gruber ist Teil der Projektschmiede für Nachhaltigkeit & Transformation. Sie engagiert sich ehrenamtlich als Ratsmitglied im Netzwerk Solidarische Landwirtschaft.