Theaterpädagogisches Zentrum für Braunschweig und die Region e.V. (TPZ)

Braunschweig

Selbstdarstellung

Das TPZ ist Initiator und Koordinator für theater- und kulturpädagogische Aktivitäten in Braunschweig und der Region. Es ist eine Ausgründung des freien LOT-Theaters. Arbeitsziel ist seit 2013 die Schaffung von Zugängen zur kulturellen Bildung und Teilhabe. Gearbeitet wird in den Themenfeldern Inklusion, Transkulturalität, Intergeneration und Demokratieförderung mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die oft einen erhöhten Förderbedarf haben und sich in besonderen Lebenslagen befinden. Das Projektspektrum umfasst Workshops, Aktionen, Kursangebote, AGs, Ferienprojekte, Großprojekte. Das TPZ arbeitet in Kooperationen mit Bildungsträgern, kulturellen, sozialen, städtischen und regionalen Einrichtungen, dies als Träger, Auftraggeber, Projektleiter, Koordinator, Netzwerkpartner und Berater. In den Projektdurchführungen arbeitet das TPZ mit 30 freien Theater-, Medien- und Kulturpädagog*innen sowie Heilpädagog*innen. Die Geschäftsstelle mit vier Mitarbeiter*innen realisiert jährlich bis zu 50 Projekte.

Engste Kooperationspartner des TPZ sind das freie LOT-Theater und die evangelische Stiftung Neuerkerode.

Herausforderungen

Seit Mitte 2018 befindet sich das TPZ in einem grundlegenden Aufbau- und Entwicklungsprozess. In seinem Mittelpunkt standen die Organisationsentwicklung hin zu effektiven betrieblichen Organisationsstrukturen, der Ausbau des Geschäftsbereichs in ländliche und digitale Räume hinein sowie die Intensivierung der Zusammenarbeit mit Schulen und nicht zuletzt die Entwicklung von Qualitätsstandards für Kooperationen. Auch die Befragung der Rechtsform und des Standorts standen auf der Agenda – und letztere waren die Themen, die dem Change Prozess seine konkrete Richtung und die markanten Handlungsziele gaben.

Das TPZ arbeitet mit wenigen Angestellten in einer hochdifferenzierten Förder- und Kooperationspartnerlandschaft und zu jeder Zeit an seinem zeitlichen Limit. In dieser Daueranspannung Change Prozesse anzustrengen ist so notwendig wie herausfordernd. Es fällt im prallgefüllten Alltag nicht immer leicht, mit der eigenen strukturellen Entwicklung Schritt zu halten. So gibt es z. B. bei Aufgabenumverteilungen und Verfahrensänderungen vorübergehend weniger eingespielte Teams und Vorgehensweisen, die Zusammenarbeit muss erst erprobt werden. Es bedarf hier einer positiven Fehlerkultur und einer hohen Bereitschaft zur Reflexion.

Von den Folgen der Coronapandemie für die „analoge“ kulturelle Bildung blieb auch das TPZ nicht unberührt. Es hat in dieser Zeit eine Strategie des „Nicht-Nachlassens“ verfolgt. Die analoge theaterpädagogische Arbeit wurde – wo es ging – ins Digitale überführt. Es bedurfte neuer Expertisen und Tools, neuer Formen der Vermittlung und war durch die Notwendigkeit einer sehr schnellen Entwicklung eine zusätzliche Herausforderung.

Erkenntnisse und Fazit

Das Team der Geschäftsstelle traf sich alle sechs bis acht Wochen mit Beraterin Elke Flake zur Analyse und Umsetzungsplanung der gesetzten Ziele. Der Fokus lag zunächst auf der Struktur- und Finanzanalyse, der Teamentwicklung und internen Organisation sowie der Erarbeitung von Qualitätskriterien für die organisatorische und für die künstlerisch-pädagogische Arbeit. Das Team des TPZ hat an allen Entwicklungszielen gearbeitet und gute Ergebnisse oder wenigstens Teilergebnisse erzielt. Dank der Analyse stieg intern die „Selbstkenntnis“, durch Systematisierungen und die Dokumentation von Vorgängen konnten organisatorische Arbeitsabläufe transparenter gemacht werden und sich der Betrieb deutlich stabilisieren. Die Projektaktivität und Netzwerkarbeit in der Region 38 wurde bis zum Ausbruch der Pandemie gut vorangebracht.

Ein zentrales Thema war die Ausarbeitung neuer Rahmenbedingungen für die dauerhafte enge Kooperation mit dem LOT-Theater, der Spielstätte für freies Theater in Braunschweig. Im Zuge der Entwicklungen wurde unter Zuhilfenahme einer Fachberatung ein neues Modell des künftigen Zusammenwirkens erarbeitet, dessen wesentlicher erster Schritt die Gründung einer gemeinsamen Betreibergesellschaft ist, welche künftig Technik- und Verwaltungs-Services für die Vereine TPZ und LOT-Theater übernehmen wird. Das künftige Organigramm für beide Vereine sieht einen Aufsichtsrat und die Gesellschafterversammlung vor – Instanzen für Transparenz, regelmäßigen Austausch und Kontrolle.

Ein glücklicher Umstand für die Entwicklung des TPZ war, dass etwa zeitgleich auch das LOT-Theater einen Zukunftsprozess durchlief, dessen Ergebnis eine viel beachtete Machbarkeitsstudie war, die unter anderem den Mehrbedarf an Veranstaltungsraum nachwies und zu konkreten Handlungsoptionen für den Standortwechsel auch für das TPZ führte. Und so wird das TPZ im Jahr 2022 Räumlichkeiten im integrativen Quartier St. Leonard beziehen und seiner Profession gemäß dort arbeiten. Die Räume liegen in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Werkstätten für Beeinträchtigte der Evangelischen Stiftung Neuerkerode und dem neuen zweiten Spielort des LOT-Theater. TPZ und LOT planen an ihren inhaltlich-programmatischen Schnittstellen gemeinsame Veranstaltungsformate zu entwickeln und Konzepte für die Quartiersarbeit auszuarbeiten.

Der Change Prozess ist also keineswegs zu Ende, er beginnt an mancher Stelle sogar neu: Die bevorstehenden Änderungen in der Personalstruktur durch Verlagerung von Aufgaben in die Betreibergesellschaft verändert erneut organisatorische Abläufe. Rechtsberatung durch Expert*innen und auch Fortbildungen der Mitarbeiter*innen sind notwendig. Das Konzept der Öffentlichkeitsarbeit, die Website und das Corporate Design brauchen unter den neuen Gegebenheiten eine vollständige Überarbeitung. Und – last but not least – natürlich: Quellen für verlässliche und langfristige Förderungen zu finden, bleibt ein Ziel von ganz besonderer Tragweite.

FAZIT:

Für einen gelingenden Change Prozess braucht es:
Ein großes Fass voller guter Ideen
Konsequenz und Klarheit in den Zielsetzungen
Kenntnisse, Verankerung und Engagement vor Ort
Zuständige Personen für die Durchführung
Fachliche Beratung und Begleitung
Regelmäßige Reflexion und Dokumentation
Eine kontinuierliche und auch geduldige Kommunikation nach Innen
Eine positive Fehlerkultur
Flexibilität und Offenheit für Planänderungen
Begeisterungsfähigkeit und Ausdauer
Verlässliche Partner
Zeit und Geld
Ein bisschen Glück

Und keine Angst.

Ein Beitrag von
Andrea Fester
TPZ. Theaterpädagogisches Zentrum für Braunschweig und die Region e.V.

c/o Kunstmühle Braunschweig, Hannoversche Str. 69

38116 Braunschweig

Geschäftsleitung