musa e.V.

Göttingen

Selbstdarstellung

musa – das Kulturzentrum: Die musa (für Musikarbeitsgemeinschaft) ist das größte soziokulturelle Zentrum Göttingens und des Landkreises und gleicht einer 5.000 qm-Eierlikörtorte. Der erste Stock – die Sahne mit Eierlikör – steht unter dem Stern der Soziokultur und des Veranstaltungsbereichs. Hier befinden sich Räume für Workshops und Kurse, Konzerte, Partys, Lesungen, Theater, Tanz und Musik und Projekte. In der Mitte, im EG, ist die neu ausgebaute Kultur- und Kreativetage – die Creme-Füllung: Büroräume, Ateliers, ein Co-Working-Space, Werkstätten und eine Probebühne bzw. ein Ausstellungsraum. Die Mieter*innen kommen aus den Bereichen Fotografie, Grafikdesign, Film, Marketing, Journalismus, Bildende Kunst und Verlagswesen. Der harte Boden der Torte ist der Keller mit 18 Übungsräumen für Bands jeglicher Couleur, einem Tonstudio und einem Co-Bandraum. Die musa in Zahlen: ca. 300 Veranstaltungen jährlich mit insgesamt 32.000 Besucher*innen von Konzerten, Partys, Lesungen, Projekten. Dazu kommen 23.000 Nutzer*innen von Kursen und Workshops. In der musa arbeiten derzeit zehn fest angestellte Teilzeitkräfte im Büro und in der Veranstaltungsbetreuung plus zwei Auszubildende (Veranstaltungstechnik) sowie Reinigungs-, Theken- und Garderobenkräfte.

Herausforderungen

Die musa hat sich in den letzten zehn Jahren stark entwickelt und professionalisiert. Abteilungen entstanden, die Anzahl der Festangestellten ist stetig angestiegen, Arbeitsabläufe wurden optimiert, das äußere Erscheinungsbild wurde verbessert mit Hilfe von Sanierungen und Modernisierungen. Daraus resultierend hat sich der Etat von 400.000 € auf 800.000 € verdoppelt. Im Jahr 2015 hat die musa die Möglichkeit bekommen zusätzlich zum Kellergeschoss und zum 1. Obergeschoss das Erdgeschoss von der Stadt Göttingen zu mieten. Eine Erweiterung um 1.200 m², um den soziokulturellen Schwerpunkt auszubauen und zu stärken – ein Kultur- und Kreativzentrum sollte entstehen. Diese Erweiterung der musa war von der Stadt Göttingen gewollt und gewünscht. Mittlerweile beträgt der jährliche Etat ca. 1.000.000 €. Das bedeutet eine hohe finanzielle Verantwortung für den Vorstand, einen größeren Personalbedarf und noch professionellere Arbeitsstrukturen und klare Zuständigkeiten. Diskutiert und gestritten wurde bereits im Vorfeld des Changeprozesses über eine Verschlankung der Leitungsebene und eine Änderung der Rechtsform.

Erkenntnisse und Fazit

Lexware auf Datev (mit regelmäßigen Schulungsseminaren) umgestellt. Seit 2018 wird bilanziert, um einen besseren Überblick zu haben. Für mehr eigene Sicherheit und zur größtmöglichen Absicherung des Vorstands wurde 2018 ein Steuerberatungsbüro mit der Lohn- und Finanzbuchhaltung beauftragt.

Die Vereinssatzung wurde dahingehend verändert, dass zwei Besondere Vertreter*innen sowie ein Beirat ab 2018 eingesetzt wurden.

Die musa ist finanziell und strukturell gut und sicher aufgestellt. Ende 2017 wurde von der Stadt Göttingen eine deutliche Zuschusserhöhung bewilligt, das Erdgeschoss ist fertig ausgebaut und komplett bezogen, mit den beiden Besonderen Vertreter*innen aus den Bereichen Finanzen und Außenvertretung gibt es klare Ansprechpartner*innen und eine schlankere Leitungsebene.

Bei der Entwicklung eines Leitbilds und eines Organigramms mit klaren Zuständigkeiten war 2016 und 2017 die Unternehmensberatung „bierend, zeller & partner“ behilflich. Die Supervisionssitzungen, die sich während dieser Zeit als stabilisierend und hilfreich im Hinblick auf ein respektvolles Miteinander erwiesen haben, wurden beibehalten und fanden bis 2019 im Abstand von 2-3 Monaten statt.

Das Auslaufen des Förderzeitraums von sozioK_change Ende 2017 bedeutete natürlich nicht das Ende des Changeprozesses. Die einschneidendsten Veränderungen fanden in den Jahren 2017 und 2018 statt.
Obwohl die Entscheidung während des Changeprozesses erneut zugunsten der Vereinsform ausfiel, ist eine weitere Diskussion über die geeignete Rechtsform nicht auszuschließen, da der ab 2018 neu eingesetzte Beirat möglicherweise mittelfristig Einfluss nehmen wird.

Perspektivisch wird daran gearbeitet, nicht nur das musa-Gebäude zu bespielen, sondern einen Großteil des Geländes Hagenweg 2 zu einem Kultur- und Kreativwirtschaftsgelände mit breit gefächertem Angebot umzugestalten und auszubauen.

Wenn sich das alles wie ein tolles Erfolgsmodell liest, dann ist das – natürlich – nur eine Seite der Medaille.  Zwischenmenschlich haben sich im Lauf des Prozesses zum Teil unüberwindliche Gräben aufgetan. Die Leitung von ursprünglich sieben Personen auf zwei zu reduzieren, war in 2018 eine grundsätzliche und schwerwiegende Entscheidung, die nicht von allen für gut und richtig befunden wurde und auch nicht das Ergebnis des Organisationsentwicklungsprozesses widerspiegelt. Die Stadt Göttingen hat aber ihren Zuschuss an die Einführung einer Zwei-Personen-Leitung geknüpft. Seitdem ist die Struktur hierarchischer als vorher. Das wirkt manchmal fremd und merkwürdig, denn Beteiligung und demokratische Strukturen sind in der Soziokultur wichtige Faktoren, andererseits hat das große Leitungsteam in der Vergangenheit oft Entscheidungsprozesse verlangsamt oder blockiert. Außerdem ist es bei aller versuchten Sachlichkeit für die Beteiligten nicht leicht, wenn Aufgaben in „übergeordnet“ oder „untergeordnet“ eingeteilt werden.

Aufgaben oder ganze Arbeitsbereiche unabhängig von der Person zu betrachten, die diesen Bereich oft nicht nur über Jahre, sondern über Jahrzehnte aufgebaut hat, ist eine fast übermenschliche Herausforderung – und doch sinnvoll, nüchtern betrachtet.

Und so wurde geredet, gestritten, nicht mehr miteinander geredet, wieder gekittet…
Zwei Kündigungen und das Ausscheiden von zwei Personen aus dem Leitungsteam waren die Folge dieses schmerzhaften Prozesses. Seitdem sind jetzt zwei Jahre vergangen und langsam, ganz langsam finden alle in dieser neuen Struktur ihren Platz.

Ein Beitrag von
Gabi Radinger
musa e.V.

Hagenweg 2a

37081 Göttingen

Projektmanagerin und Stadtteilarbeiterin