Film- und Kinoinitiative e. V.

Göttingen

Selbstdarstellung

Die Film- und Kinoinitiative e.V. (FKI) betreibt als gemeinnütziger Verein seit 1986 das Kino „Lumière“ in Göttingen. Inzwischen zählt es als soziokulturelles und kommunal gefördertes Zentrum mit jährlich über 50.000 Besucher*innen zu den großen Kultureinrichtungen in Göttingen. Neben den täglichen Kinovorstellungen gibt es in Zusammenarbeit mit zahlreichen kulturellen und gesellschaftspolitisch aktiven Gruppen und Institutionen regelmäßige Film- und Diskussionsveranstaltungen, darüber hinaus wird die Bühne des „Lumière“ von freien Theatergruppen, den Figurentheatertagen des Fachdienstes Kultur, für Lesungen und Musikveranstaltungen genutzt. Zur Organisation und Umsetzung der Kulturarbeit gibt es vier festangestellte Mitarbeiter*innen im Bürobereich, sowie weitere 18 Teilzeitkräfte in den Bereichen Veranstaltungstechnik, Kasse und Reinigung. Die inhaltliche Arbeit wird zudem von ehrenamtlichen Vereinsmitgliedern unterstützt. In 2020 hat die FKI mit dem Kino „Méliès“ einen weiteren Veranstaltungsraum in Göttingen eröffnet.

Heausforderungen

Durch den Generationenwechsel in der Geschäftsführung ergibt sich neben der Fortführung der erfolgreichen Arbeit auch die Möglichkeit, einen neuen Blick auf innerbetriebliche Strukturen, Außendarstellung und Zielgruppen zu bekommen. Bei der FKI war es nicht nur eine Möglichkeit, sondern durch die Eröffnung einer zweiten Spielstätte geradezu eine Zwangsläufigkeit sich innerhalb des Vereins mit den Zielen, Konzepten und einem neuen Auftritt auseinanderzusetzen. Neben einem neuen Design des Logos, der Website und des Programmheftes galt es auch, die Digitalisierung im Bereich des Ticketing und des Büros sowie die Präsenz in den sozialen Medien voranzutreiben. Und das alles parallel zu den Entscheidungsprozessen in Bezug auf die Gestaltung des neuen Kinos, die in Absprache mit einem anderen Verein – den „Filmkunstfreunden“ – getroffen werden mussten, da diese der Stadt die ehemalige Baptistenkirche als neues Zuhause für ein weiteres Kino in Göttingen abgerungen hatten.

Erkenntnisse und Fazit

Die Errichtung der zweiten Spielstätte, das Kino „Méliès“, wurde ja nun schon hinreichend erwähnt. Tatsächlich war das aber von Anfang an der Motor des Change Prozesses, der auch einen ambitionierten Zeitrahmen vorgab, da bis zur Eröffnung ein Großteil der Vorhaben umgesetzt sein sollte. Von der „Kick Off“ Veranstaltung im September 2018, bei der mit allen Vereinsmitgliedern und Mitarbeiter*innen die Vorlage für ein neues Leitbild, sowie Ideen und Visionen für den neuen Standort entwickelt wurden, bis zum voraussichtlichen Abschluss der Bauarbeiten in der ehemaligen Baptistenkirche dauerte es gerade mal 16 Monate. In dieser Zeitspanne wurde das Kassensystem digitalisiert, die Buchhaltung modernisiert und auf eine Vereinsbuchführung umgestellt, ein neuer Außenauftritt entwickelt, der im Corporate Design Grundlage für die Gestaltung des Programmheftes und der Website ist. Dort wurde zusätzlich ein Online-Ticketing eingebunden, um das Büro zu entlasten, das zuvor noch telefonisch Vorbestellungen entgegengenommen hatte. Parallel haben in Begleitung einer LAGS Beraterin regelmäßige Treffen zur Teamentwicklung und Erstellung eines Konzeptes für beide Spielstätten stattgefunden. Regelmäßige Treffen gab es auch mit dem Verein der Filmkunstfreunde, die sich in erster Linie um den Ausbau und die Farbgebung des neuen Kinos drehten. Durch eine Verzögerung bei den Bauarbeiten sollte die feierliche Eröffnung der neuen Spielstätte dann schließlich am 2. April 2020 stattfinden. Doch zwei Wochen vorher kam der erste Lockdown. Schließlich konnten wir dann im September 2020 für zwei Monate unter eingeschränkten Bedingungen öffnen, bevor der zweite Lockdown kam.
Die vorher bereits eingeführten technischen Veränderungen in Ticketing und Buchhaltung, aber auch die Entwicklung des Teams, haben in der Coronazeit sehr geholfen, um zum einen überhaupt Veranstaltungen mit Publikum wie z. B. Auto- oder Open-Air-Kino zu machen, zum anderen aber auch, um in all den Monaten positiv und in regelmäßigem Austausch zu bleiben. Der Zuspruch und die Unterstützung, die wir von unseren Besucher*innen bekamen, taten ein Übriges. Nichtsdestotrotz „hakt“ es gelegentlich an manchen Stellen, weil es noch immer keinen „normalen“ Betrieb gibt, geschweige denn die neu entwickelten Konzepte konsequent umgesetzt werden können. Wir sind also noch nicht ganz am Ziel angekommen. Was sich aber sehr positiv entwickelt hat, ist das Verhältnis zu dem anderen Verein, der mit der Eröffnung des Kinos seinen Vereinszweck erfüllt hatte und inzwischen, nach einer einstimmig verabschiedeten Satzungsänderung, als Förderverein für die beiden Kinos weiter existiert. Die erste gemeinsame Veranstaltung hat bereits stattgefunden.
All diese Entwicklungen hätte es ohne die Teilnahme am Change Programm so wohl nicht gegeben, denn gerade die Zeit und das Geld für eine externe Beratung nimmt man sich viel zu selten oder erst, wenn schon „die Hütte brennt“. Gerade in einem Verein wie dem unseren, mit flacher Hierarchie und vielen meinungsstarken Persönlichkeiten, gelang mit dem Blick von außen ein viel strukturierter Prozess, der die Ergebnisse möglich machte, weil potenzielle Konfliktfelder moderiert wurden.

Ein Beitrag von
Telke Reeck
Film- und Kinoinitiative e.V.

Geismarlandstraße 19

37083 Göttingen